1. Sonntagskonzert 2022/2023: Die schöne Galathée © BR/Ralf Wilschewski

Ivan Repušić

Chefdirigent

Der kroatische Dirigent Ivan Repušić (geboren 1978) wurde an der Musikakademie in Zagreb bei Vjekoslav Šutej ausgebildet und verfolgte weitere Studien bei Jorma Panula und Gianluigi Gelmetti. Dazu kamen Assistenzen am Badischen Staatstheater Karlsruhe bei Kazushi Ōno und an der Deutschen Oper Berlin bei Donald Runnicles. Seine eigentliche Karriere startete Ivan Repušić 2002 am Kroatischen Nationaltheater in Split, dessen Chefdirigent und Operndirektor er von 2006 bis 2008 war. Dort erarbeitete er sich insbesondere ein großes italienisches Repertoire, das ihn nach wie vor auszeichnet. Grundlegende Erfahrungen sammelte er auch als Musikalischer Leiter (Music Programme Director) bei den Sommerfestivals in Split und Dubrovnik. Eine lange Freundschaft verbindet ihn mit dem Zadar Chamber Orchestra, dessen Chef er seit 2005 ist. Überdies unterrichtete Ivan Repušić bis 2017 als Lehrbeauftragter an der Akademie der Schönen Künste der Universität in Split.

Von 2010 bis 2013 war Ivan Repušić Erster Kapellmeister und von 2016 bis 2019 Generalmusikdirektor an der Staatsoper Hannover. Zuletzt leitete er dort u.a. Manon Lescaut, den Fliegenden Holländer, Salome, Aida und La damnation de Faust. 2011 gab Ivan Repušić mit Puccinis La bohème sein Debüt an der Deutschen Oper Berlin, wo er seit 2014 Erster ständiger Gastdirigent ist und schon viele zentrale Werke des Repertoires präsentiert hat, darunter Die Zauberflöte, Lucia di Lammermoor, Macbeth, La traviata, Un ballo in maschera, Tosca, Turandot, Cavalleria rusticana/Pagliacci, Evgenij Onegin, Carmen und Tannhäuser. Des Weiteren war Ivan Repušić beispielsweise an der Bayerischen und der Hamburgischen Staatsoper, der Semperoper Dresden, der Komischen Oper Berlin und dem New National Theatre Tokyo sowie beim Orchestra sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, bei den Brüsseler Philharmonikern, den Prager Symphonikern sowie der Slowenischen Philharmonie und den Zagreber Philharmonikern zu erleben.

Zum Beginn der Spielzeit 2017/2018 übernahm Ivan Repušić das Amt als Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters. In seinem Antrittskonzert setzte er mit Verdis Luisa Miller den Auftakt zu einem Zyklus von frühen und selten gespielten Verdi-Opern, der mit I due Foscari, Attila und I lombardi alla prima crociata fortgeführt wurde. Die Livemitschnitte davon erscheinen jeweils bei BR-KLASSIK; beim selben Label kam z.B. auch die Aufnahme des Kroatischen glagolitischen Requiems von Igor Kuljerić heraus, die u.a. mit dem International Classical Music Award 2021, dem französischen Schallplattenpreis Diapason d’or (Januar 2021) und dem kroatischen Porin 2021 ausgezeichnet wurde. Neue Repertoire-Horizonte eröffnete Ivan Repušić etwa mit der Johannespassion von Damian Močnik, die ebenfalls auf CD vorliegt. Weitere Highlights waren Gastspiele in Budapest, Ljubljana und Zagreb, eine Konzertreise mit Diana Damrau sowie 2022 die erste „Klassik in Bayern“-Tour. Zudem wird auf Initiative von Ivan Repušić pro Saison jeweils ein Artist in Residence eingeladen.

2020 erhielt Ivan Repušić für ein Gastspiel mit dem BR-Chor und dem Münchner Rundfunkorchester in Zagreb den Vladimir-Nazor-Preis 2019, einen der wichtigsten Kulturpreise Kroatiens.

Sein aktueller Vertrag mit dem BR reicht bis Sommer 2026. Ivan Repušić ist designierter Chefdirigent der Staatskapelle Weimar (ab 2024/2025) und designierter Generalmusikdirektor der Oper Leipzig (ab 2025/2026).

English version

Ehrendoktorwürde für Ivan Repušić

In einer feierlichen Zeremonie erhielt Ivan Repušić am 4. Oktober 2021 die Ehrendoktorwürde der Universität Zadar, die zu den ältesten Universitäten Europas zählt. Welch große Wertschätzung diese Auszeichnung bedeutet, lässt sich daran ablesen, dass Ivan Repušić seit Wiedereröffnung der Universität vor dreißig Jahren, im Anschluss an die Kriegsgeschehnisse in der Region, erst die siebte Person ist, der diese Würdigung zuteil wurde. Ivan Repušić wuchs in Zadar auf und blieb der Stadt nicht zuletzt über das Zadar Chamber Orchestra verbunden, dessen Chef er seit 2005 ist.

„Das größte Geschenk ist die Musik“

Interview mit Ivan Repušić

Ivan Repušić, welche Musik hat den Wunsch in Ihnen ausgelöst, Dirigent zu werden?

Alles, was mit Stimme zu tun hat, vor allem Chormusik. Ich habe schon als 12-jähriges Kind einen Kirchenchor geleitet. Später kam dann die große Begeisterung für die Oper dazu.

Welche Musik hören Sie, wenn Sie in Ihrer Heimat Kroatien an der Küste entlangsegeln?

Beim Segeln höre ich kaum klassische Musik, denn das Meer hat seine eigene Melodie. Es singt und spielt.

Welches sind die drei größten Geschenke in Ihrem Beruf als Dirigent?

Das größte Geschenk ist die Musik. Das zweite ist die Arbeit mit Menschen, also Kommunikation. Als drittes würde ich das Reisen nennen.

Was fühlen Sie, wenn Sie Musik aus Ihrer Heimat Kroatien hören?

Ich fühle mich wie ein Entdecker. Ich möchte helfen, die musikalischen Juwelen meiner Heimat bekannt zu machen und aufzuführen, wie in dieser Saison die biblische Oper Judita von Frano Parać.

Sie sind in Kroatien und in Bayern daheim. Was haben Bayern und Kroaten gemeinsam?

Die Liebe zu Italien und das südliche Temperament.

Wenn Sie das Münchner Rundfunkorchester charakterisieren sollten: Welche drei Wesensmerkmale würden Sie hervorheben?

Höchste Qualität, Vielseitigkeit und Freundlichkeit.