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StartseiteHome Orchester Interview Mario Martos Nieto

Interview mit dem Solotrompeter Mario Martos Nieto

Aus dem Programmheft zum 4. Sonntagskonzert 2017/2018 am 29. April 2018

Video Game Music in Concert - Symphonic Selections (BR/Philipp Kimmelzwinger)
Mario Martos Nieto bei der „Video Game Music in Concert“ 2017

 

Mario Martos Nieto, Sie sind in der Nähe von Madrid aufgewachsen. Wie kamen Sie zu Ihrem Instrument, der Trompete?

Meine Eltern haben gemerkt, dass ich viel gesungen habe. Ab dem Alter von sechs Jahren besuchte ich deshalb an der Musikschule einen allgemeinen Unterricht mit Solfège [Übungen zum Singen der Tonhöhen], Gesang und Tanz. Ich wollte gern Klavier lernen, kannte aber natürlich nicht viel mehr als Flöte, Geige oder Klavier. Dann kamen einige Lehrer, um ihre Instrumente vorzustellen, und der Trompetenlehrer spielte die Titelmelodie aus dem Film Superman. Ich war total begeistert, nur meine Mutter war anfangs etwas erschrocken … Mit acht Jahren habe ich schließlich mit der Trompete begonnen. Als ich älter war und mehr geübt habe, gab es manchmal Ärger mit den Nachbarn, und ein paar Mal kam die Polizei. Aber mein Vater hat das immer gut gemanagt.

Wann fiel die Entscheidung, dass Sie Berufsmusiker werden wollen?

Mit zwölf oder dreizehn Jahren war ich bei einer Meisterklasse von Maurice André, einem der bedeutendsten Trompeter des 20. Jahrhunderts. Es waren sehr viele Teilnehmer da, aber er wollte, dass ich ihm vorspiele, weil ich der Jüngste war. Seitdem hatte ich den Wunsch, Trompeter von Beruf zu werden, aber ganz klar war es für mich erst mit sechzehn oder siebzehn. Eine Zeit lang habe ich mit dem Gedanken gespielt, parallel Physik und Trompete zu studieren. Doch schließlich fand ich, dass das Musikstudium allein genug ist, denn man muss viel üben.

Was gefällt Ihnen an der Trompete?

Sie ist sehr vielseitig. Von der traditionellen Blasmusik über Jazz, Rock, Punk und Ska bis zur Klassik kann man alles darauf spielen. Und die Menschen mögen den Klang, selbst wenn sie sich in der Musik nicht so gut auskennen. Man kann mit der Trompete viel ausdrücken, aber manchmal ist es auch hart, denn sie vergibt nicht: Wenn man falsch spielt, merkt es auch die Oma, die schlecht hört. Und wenn man müde ist, klingt es ab einem bestimmten Punkt nicht mehr gut. Deswegen muss man immer „am Ball“ bleiben, um die Kondition zu erhalten. Ein Recital von einer Stunde will gut vorbereitet sein: Man muss wie ein Sportler trainieren, um Leistung zu bringen und einen guten Ansatz zu haben.

Beim Thema Spanien und Trompete denken viele sofort an Bizets Carmen …

Eine schöne Oper – mit einigen Probespielstellen für die Trompete! Bizet hat hier sozusagen spanische Musik geschrieben, aber es ist nicht ganz authentisch, keine echte Folklore. Beim Stierkampf gibt es tatsächlich immer eine „Banda“ mit Trompeten und diese typischen Signale, wenn der Stier hereinkommt [singt]. Manche lernen vielleicht Trompete, weil sie das Instrument in der Arena, bei Prozessionen oder in der Volksmusik gehört haben. Bei mir war es anders.

Sie haben Ihr Studium am Konservatorium in Madrid begonnen. Wie ging es weiter?

Ich kam als ERASMUS-Student ans Mozarteum nach Salzburg, wo ich mit dem Master begonnen habe. Ab 2015 war ich Stipendiat an der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker, und im Sommer 2016 habe ich die Stelle beim Münchner Rundfunkorchester angetreten. Nächstes Jahr möchte ich aber noch den Masterabschluss in Salzburg machen.

Wie war Ihr Leben als Student in Spanien und in Österreich im Vergleich?

Madrid ist eine Großstadt, die viel zu bieten hat; aber ich wohnte noch bei meinen Eltern und musste 45 Minuten fahren, um ins Zentrum zu gelangen. Das Konservatorium ist sehr groß, und die Organisation war nicht die beste. Salzburg ist sehr schön und viel kleiner. Die Wege sind kurz; ich wohnte 300 Meter vom Mozarteum entfernt. Ein angenehmer Ort, um zu studieren: Ich hatte viel mehr Zeit zum Üben, und die Universität ist sehr gut.

Wie gestaltete sich die Ausbildung an der Karajan-Akademie?

Ich hatte hervorragenden Unterricht bei Gábor Tarkövi, dem Solotrompeter der Berliner Philharmoniker. Als Akademist spielt man außerdem auch bei Konzerten der Philharmoniker mit. Ich hatte das Orchester vorher nur auf Youtube gesehen − und dann tritt man selbst dort auf! Klar, dass ich bei meinem ersten Konzert sehr nervös war: Ich musste einspringen und hatte nur eine Probe. Kein großer Part, aber selbst wenn man nur zwei Töne hat, muss es sitzen. Doch die Gruppe war sehr nett und die Atmosphäre locker – das macht es einfacher. Mit Gábor Tarkövi hatte ich von Anfang an ein freundschaftliches Verhältnis; ich habe viel von ihm gelernt, menschlich wie musikalisch. Ich habe mit ihm auch meine Stücke für den Wettbewerb beim Prager Frühling und das Probespiel beim Münchner Rundfunkorchester vorbereitet. Er hat sich sehr gefreut, als ich die Stelle hier bekam, und meinte, das sei ein tolles Orchester.

Sie waren Preisträger nicht nur beim Prager Frühling, sondern unter anderem auch in Estland und Italien. Was ist für Sie die Herausforderung bei solchen musikalischen Wettstreiten?

Ich spiele gerne solistisch. Ob ich es gut mache, müssen die anderen beurteilen! Aber ich fühle mich wohl dabei. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach die Vorbereitungsphase. Es kann passieren, dass man drei, vier Monate darauf hinarbeitet und dann beim Vorspiel einen schlechten Tag hat und ausscheidet. Trotzdem bringt es einen als Musiker voran, weil man hart gearbeitet hat. Ich möchte auch noch an weiteren Wettbewerben teilnehmen.

Wie sind Sie ab 2016 in Ihre Tätigkeit beim Münchner Rundfunkorchester hineingewachsen?

Schon die ersten Aufgaben waren sehr vielseitig: eine Studioproduktion für die CD Christmas Surprises, das Filmmusikkonzert Sounds of Cinema und ein Gastspiel beim Richard-Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen. Besonders gut gefallen mir immer die Konzerte beim Kissinger Sommer und die Projekte mit der Theaterakademie August Everding. Auch in der Reihe Paradisi gloria stehen interessante Werke auf dem Programm – manchmal sehr schwierige Stücke, bei denen die Trompete viel zu tun hat. Großen Spaß hat mir im Februar das Konzert mit unserer Patenschule in Wolfersdorf gemacht. Am Anfang war ich nicht ganz überzeugt davon. Aber die Musiklehrerin Martina Oberhauser bereitet das sehr gut vor, und die Kinder sind begeistert!

Mit 25 Jahren gehören Sie zu den Youngsters im Orchester. Halten diese besonders zusammen?

Als ich gekommen bin, war ich mit 23 Jahren tatsächlich der Jüngste. Inzwischen gibt es zwei jüngere Mitglieder, den Fagottisten Kaspar Reh und den Hornisten Andreas Kreuzhuber. Wir haben insgesamt eine sehr freundschaftliche Atmosphäre im Orchester. Und meine Kollegen in der Trompetengruppe waren von Anfang an sehr nett zu mir. Man darf durchaus einmal unterschiedliche Meinungen haben, aber mit guten Musikern kann man immer diskutieren. Und von einem Kollegen wie Sepp [Josef] Bierlmeier, der fast drei Jahrzehnte Erfahrung als Solotrompeter hat, kann man nur lernen. Es gibt mir Sicherheit, zu wissen, dass ich die Kollegen immer fragen kann.

Haben Sie generell einen Lieblingskomponisten oder ein Lieblingswerk für Trompete?

Mir gefallen besonders die Werke von französischen Komponisten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie Henri Tomasi, Arthur Honegger und Georges Delerue. Am Pariser Konservatorium gab es eine hervorragende Trompetenklasse; viele Komponisten haben für deren Schüler und Lehrer neue Werke geschrieben. Als Trompeter spielt man natürlich gern die Symphonien von Brahms, Bruckner, Mahler und Schostakowitsch oder auch die Opern von Verdi. Aber es gibt nicht viel, was ich nicht mag! Meine Lieblingswerke speziell für Trompete sind vielleicht die Sonate von Paul Hindemith und das Concertino von André Jolivet, mit denen man die Möglichkeiten des Instruments sehr gut zeigen kann.

Sie hatten durch Ausbildung und Beruf schon mit vielen Nationalitäten zu tun. Baut die Musik Brücken?

Auf jeden Fall! Ich habe es nur der Musik zu verdanken, dass ich Menschen aus den verschiedensten Ländern kenne. Das ist bei meinen Freunden, die keine Musiker sind, nicht in diesem Maß der Fall. Allein schon im Münchner Rundfunkorchester sind ungefähr ein Dutzend Nationalitäten vertreten. Mit unserem Ersten Konzertmeister Henry Raudales aus Guatemala unterhalte ich mich oft, denn er ist außer mir der einzige hier mit Muttersprache Spanisch. Am Mozarteum gibt es viele Studierende aus Asien und Osteuropa. Auch in den internationalen Jugendorchestern baut die Musik Brücken: Man kann sich sprachlich vielleicht nicht so gut verständigen, aber man kann zusammen musizieren – und es klingt gut! Das ist etwas ganz anderes als später die Tätigkeit in einem Berufsorchester; es macht einfach nur Spaß, man hat weniger Druck, und es fühlt sich nicht wie Arbeit an.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, um abzuschalten?

Vor allem Sport: Ich fahre Fahrrad oder gehe joggen. München ist dafür gut geeignet; man ist schnell im Grünen. Und in der Zeit, als ich die Probespiele absolviert habe, hat mir das sehr geholfen. Außerdem lese ich gerne – Fantasy-Romane, aber auch Bücher über Physik oder Biografien über Musiker.

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