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StartseiteHome Orchester Interview Franz Kanefzky

Interview mit dem Hornisten Franz Kanefzky

Aus dem Programmheft zum 4. Sonntagskonzert 2016/2017 am 14. Mai 2017

2. Klassik zum Staunen 2014-2015_Franz Kanefzky mit Alphorn © Lisa Hinder
Der Hornist Franz Kanezfky beherrscht auch das Alphorn perfekt − hier bei einem Konzert der Reihe Klassik zum Staunen im Studio 1 des Bayerischen Rundfunks

Franz Kanefzky, im Alter von zwölf Jahren begannen Sie mit dem Hornspiel wie auch mit dem Verfassen erster Kompositionen. Wurde Ihnen diese Doppelbegabung in die Wiege gelegt?

Ich glaube tatsächlich, dass einem einiges in die Wiege gelegt wird, ohne dass man weiß, warum. In meiner Heimatgemeinde Altenmünster (Landkreis Augsburg) hatte ich damals eigentlich nur die Alternative, Fußball zu spielen oder Musik zu machen. Ich war kein guter Fußballer, aber das Erlernen eines Instruments – zunächst der Trompete − fiel mir leicht. In der Blaskapelle war ich schnell einer der besten. Der Leiter, ein Trompeter vom Augsburger Stadttheater, hat mir das Tor zur Musik geöffnet und war mein Mentor: ein gestandener Bayer, der von der Trompete und vom Orchesterleben erzählte. Ich habe also auf meinem Instrument geübt, wollte aber auch Eigenes schaffen. Das war ein inneres Bedürfnis – so wie Kinder gerne Bilder malen und dabei ihre Kreativität entdecken. Mich hat das eigenständige Zusammenstellen von Tönen fasziniert und seitdem nicht mehr losgelassen.

Wie kamen Sie dann von der Trompete zum Horn?

Mein damaliger Lehrer meinte immer: „Schlechte Trompeter werden gute Hornisten.“ Und ich dachte: Dann habe ich ja das Zeug dazu! Mein Wunsch, in einem Symphonieorchester zu spielen, wurde immer größer. Aber an meinen Fähigkeiten als Trompeter zweifelte ich etwas, weil ein guter Freund von mir auf diesem Instrument bereits bei Jugend musiziert sehr erfolgreich war und ich ihm, vor allem in der Höhe, nicht das Wasser reichen konnte. Ich sah nur einen Ausweg, denn ich wusste: Musik ist mein Ding. Meine Eltern haben keine Klassik gehört. Mein Vater war Landwirt, und als Sohn war ich da natürlich involviert. Aber ich habe diese Arbeit nicht besonders geliebt und mich wie das schwarze Schaf der Familie gefühlt. Die Musik ist bis heute mein Leben und meine Leidenschaft. Ich gehe pfeifend zum Dienst, weil ich mich darauf freue, zu musizieren.

Fragen Sie Ihre Kollegen auch mal um Rat, wenn Sie ein Stück schreiben?

Ja, unbedingt. In meiner OuverTIERE, die als Auftakt zu Saint-Saënsʼ Karneval der Tiere gedacht ist, gibt es einen extrem hohen Ton, den ich mir von unserem Soloklarinettisten Eberhard Knobloch eigens habe absegnen lassen. Er meinte, der Ton sei gerade noch auf seinem Instrument drauf. Die Klarinettenkadenz in dem Stück existierte anfangs gar nicht. Eberhard Knobloch war damals kurzzeitig am Theater in Nürnberg, bevor er wieder ins Münchner Rundfunkorchester zurückkehrte. Als ich erfuhr, dass er wiederkommt, habe ich in diese Kadenz alles reingepackt, was möglich ist, zum Beispiel ein Glissando à la Rhapsody in Blue und diesen dreckigen hohen Ton. Am Ende seiner Noten habe ich notiert: „Welcome home!“

Warum haben Sie sich 1991 nach Ihrer ersten Stelle am Staatstheater Nürnberg für das Münchner Rundfunkorchester entschieden?

Ich war in Nürnberg als sogenannter Wechselhornist für das 2. und 3. Horn zuständig; das ist eine eher hohe Lage. Mein Kollege Karl Reitmayer [† 2014] hat mich dann hierher „gelockt“. Neben einem Solohornisten spielen zu dürfen, den man sehr schätzt, das ist doch traumhaft! Mir kam das Stellenprofil hier − hoher Hornist mit guter Tiefe − sehr entgegen. Auch das Repertoire und die Qualität des Rundfunkorchesters haben mir zugesagt. Ich finde es viel befriedigender, auf der Konzertbühne statt im Orchestergraben zu musizieren. Und wenn man mit Stars wie Luciano Pavarotti, Plácido Domingo oder in jüngerer Zeit Anna Netrebko zusammenarbeiten darf, dann begleite ich gerne einzelne Arien oder spiele bei konzertanten Aufführungen, die von den Sängern perfekt serviert werden.

Was ist Ihre Lieblingsstelle in der Orchesterliteratur?

Man wird natürlich Hornist wegen des berühmten Themas aus Don Juan von Richard Strauss – oder heutzutage vielleicht wegen Star Wars. Aber die interessanteste Passage, die wir als Horngruppe im Münchner Rundfunkorchester zu spielen hatten, kam in einem Konzert aus der Serie „Jazz Meets the Symphony“ mit dem Filmmusikkomponisten und Dirigenten Lalo Schifrin vor: eine wilde Stelle, bei deren Anblick in der Partitur man wirklich erschrak. Wir haben nur die Hälfte der Noten gespielt, aber es war so wirkungsvoll, dass die Kollegen sich beeindruckt umdrehten. Genial, wenn ein Komponist das beherrscht: eine quasi unspielbare Stelle so zu gestalten, dass man sie trotzdem effektvoll darbieten kann!

Sie haben diverse Werke für ein junges Publikum geschrieben, die vom Münchner Rundfunkorchester aufgeführt, zum Teil sogar uraufgeführt wurden. Was hat es damit auf sich?

Als ich zum Münchner Rundfunkorchester kam, gab es die »Konzerte für Kinder und Kenner« als Vorläufer der heutigen Reihe Klassik zum Staunen. Ich habe gemerkt, dass mein Herz für diese Art von Konzerten schlägt und ich gewisse „kindliche Züge“ in der Leichtigkeit der Herangehensweise mitbringe. Bei vielen Werken für Kinder kommt leider der musikalische Aspekt zu kurz; aber Prokofjew hat es in Peter und der Wolf geschafft, ohne erhobenen Zeigefinger Begriffe wie „Motiv“ und „Thema“ zu erklären. Das hat mich dazu angeregt, in meinen Kompositionen musikalische Inhalte zu verpacken. In Helden auf dem Notenblatt, meinem ersten Stück für Kinder, geht es um Gehörbildung. In Ein Orchester – gut in Form!, das ich gemeinsam mit Martina Oberhauser [Lehrerin an der Grundschule Wolfersdorf, der Patenschule des Münchner Rundfunkorchesters] entwickelt habe, geht es um Formenlehre; die Sonatenhauptsatzform wird da mit einem Kuchenrezept verglichen. Ich erwarte nicht, dass die Kinder aus dem Konzert herauskommen und alles verstanden haben, aber ich möchte das Interesse dafür wecken. Don Quichotte de la Mancha entstand für Andreas Moser, Schlagzeuger im Rundfunkorchester, und unseren damaligen Kollegen Jörg Hannabach. Ziel war es, zu zeigen, wie man mit den Perkussionsinstrumenten eine Geschichte illustrativ umsetzen kann. Andreas Moser war nicht nur Solist, sondern verkörperte auch den Don Quichotte. Es war unglaublich, wie er von Aufführung zu Aufführung immer mehr in diese Rolle hineinwuchs.

Wichtig war auch Ihre Zusammenarbeit mit Konstantin Wecker …

… die ebenfalls mit Helden auf dem Notenblatt begann. Konstantin Wecker übernahm bei der Aufführung durch das Rundfunkorchester die Rolle des Erzählers und war begeistert von der anspruchsvollen Partitur. Als Liedermacher hat er ja immer Spezialisten für die Instrumentierung seiner Werke an der Hand. Er hat mir so etwas offenbar zugetraut, und bei Pinocchio – Das Musical haben wir das erste Mal kooperiert. Danach folgte die Filmmusik zu Herr Bello. Von so etwas träumt ja fast jeder Komponist! Es hat mir viel Spaß gemacht, für eine große Besetzung zu schreiben und dabei mein Handwerkszeug zu erweitern. Ich bekam von Konstantin Wecker die Themen und habe diese in verschiedenen Varianten ausgearbeitet – traurig oder lustig, als Vorspiel, für den Nachspann und so weiter. Im Studio 1 haben wir – das Münchner Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer – schließlich die ganze Filmmusik aufgenommen.

An welches Ereignis mit dem Münchner Rundfunkorchester erinnern Sie sich außerdem gern?

An die Aufführung meines Stücks Mémoire 1994 für Saxofon und Streichorchester unter der Leitung des damaligen Chefdirigenten Roberto Abbado. Ich war zu diesem Zeitpunkt dreißig Jahre alt, frisch verheiratet – und hatte das Gefühl, angekommen zu sein. Das Konzert fand im Herkulessaal der Residenz statt – eine große Adresse für einen jungen Komponisten! Bis dahin hatte ich nur Kammermusik für Bläser geschrieben. Es war also mein Debüt als Orchesterkomponist, bei dem ich natürlich im Publikum saß. Die weiteren Stücke habe ich dann oben auf der Bühne mitgespielt. So hat sich meine berufliche Zweigleisigkeit klar herauskristallisiert. Seitdem habe ich für das Münchner Rundfunkorchester rund 25 Stücke geliefert, Arrangements und eigene Werke. Für mich ein echter Glücksfall: Ich sitze auf zwei Stühlen, und das ist sehr angenehm.

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