Am 16. Februar erinnert sich die Musikwelt an Marcello Viotti anlässlich seines 15. Todestages. Der ehemalige Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters erlag 2005 mit nur 50 Jahren den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Leidenschaft galt der französischen und italienischen Oper. Aber auch mit der von ihm initiierten Reihe Paradisi gloria des Münchner Rundfunkorchesters hat er sich verdient gemacht.
Konzertabend mit dem Münchner Rundfunkorchester
So., 16. Februar 2020
19.05–21.00 Uhr
Dem Dirigenten Marcello Viotti zum 15. Todestag
Wolfgang Amadé Mozart: Missa C-Dur, KV 317 (Krönungsmesse)
Donna Brown, Sopran; Marianne Rorholm, Mezzosopran; Christian Elsner, Tenor; Andreas Schmidt, Bariton; Tölzer Knabenchor (Konzertmitschnitt, 2001)
Nino Rota: Symphonie Nr. 3 C-Dur (Konzertmitschnitt, 2003)
Jean Françaix: Lʼapocalypse selon St. Jean
Diana Damrau, Sopran; Marianna Kulikova, Alt; William Joyner, Tenor; Robert Holzer, Nicolas Testé, Bass; Chor des Bayerischen Rundfunks (Konzertmitschnitt, 2004)
Richard Strauss: Im Abendrot
Elizabeth Whitehouse, Sopran (Konzertmitschnitt, 2003)
Leitung: Marcello Viotti
Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters von 1998 bis 2004
„Wir sind eigentlich nur die Briefträger“ – so beschrieb Marcello Viotti einmal den Beruf des Dirigenten, dem er sich hingebungsvoll widmete. Als Sohn italienischer Eltern 1954 in der französischen Schweiz geboren, sollte er eigentlich gemäß der Familientradition Schmied werden. Doch die Liebe zur Musik war stärker: Viotti studierte in Lausanne Gesang, Klavier und Violoncello. Als Bariton gehörte er dem Chor von Radio Suisse Romande an und begegnete dort Wolfgang Sawallisch. Dieser riet ihm, das Metier des Dirigenten von Grund auf zu erlernen. Viotti gründete ein Bläserensemble und arbeitete sich am Theater stetig voran. Nach Stationen in Turin und Luzern sowie als Generalmusikdirektor in Bremen und Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Saarbrücken wurde er einer der drei Hauptdirigenten des MDR Symphonieorchesters in Leipzig.
1998 trat Viotti sein Amt als Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters an und führte den Klangkörper zu einem viel beachteten künstlerischen Aufschwung. Seine Leidenschaft für die französische und italienische Oper demonstrierte er etwa bei Bellinis La sonnambula (mit Edita Gruberová), Donizettis La favorite oder Bizets Les pêcheurs de perles. Auch völlig Unbekanntes präsentierte er mit großem Erfolg, z.B. Italo Montemezzis Oper L’amore dei tre re, wobei er das Publikum vor jedem Akt charmant mit den wichtigsten Themen des Werks vertraut machte. Seine Gesamtaufnahme von Ponchiellis La gioconda mit Violeta Urmana und Plácido Domingo bildet bis heute einen besonderen Leuchtpunkt in der Diskografie des Orchesters.
Ein persönliches Anliegen Viottis war es, zum Heiligen Jahr 2000 in Verbindung mit der Künstlerseelsorge der Erzdiözese München und Freising die Konzertreihe Paradisi gloria ins Leben zu rufen, die der geistlichen Musik unserer Zeit gewidmet sein sollte. Gleich im zweiten Konzert erklangen Stabat mater-Vertonungen von Szymanowski und Poulenc – und damit die Worte, die den Veranstaltungen ihren Titel gaben: „des Paradieses Herrlichkeit“. Nachhaltig in Erinnerung bleiben u.a. die Aufführungen von Frank Martins Golgotha und Arthur Honeggers Le roi David. Aber auch der Kinder- und Jugendarbeit des Münchner Rundfunkorchesters galt Viottis Unterstützung. So präsentierte er Mendelssohns Sommernachtstraum mit der Clowngruppe Extra-Nix und die erste Ausgabe von Klasse Klassik mit bayerischen Schulorchestern und Mitgliedern des Münchner Rundfunkorchesters. Während der Proben zu Massenets Manon im Februar 2005 erlitt er einen Schlaganfall, dessen Folgen er bald darauf erlag.
Ein Menschenfreund, der mit Charme, Wissen und polyglotter Lebensart unmittelbar für sich einnahm – so wird Marcello Viotti vielen in Erinnerung bleiben, nicht nur in München: Weltweit standen ihm die Tore offen. An der Bayerischen Staatsoper, in Wien, Zürich, Bregenz und Verona war er ebenso zu Gast wie an der Mailänder Scala und der New Yorker „Met“; zuletzt fungierte er auch als Musikalischer Direktor des Teatro La Fenice in Venedig. „Wenn ich dirigiere, zeige ich, wer ich bin“, hat Marcello Viotti in einem Interview bekannt. Wer mit ihm musizieren, wer ihm zuhören durfte, hat das gespürt.