Die Vielseitigkeit ist der Trompete wie kaum einem anderen Musikinstrument ins Stammbuch geschrieben, und das beweist keiner besser als der aktuelle Artist in Residence Matthias Höfs, Im ersten Mittwochskonzert der Saison schlägt er den Bogen von perlender Virtuosität barocker Trompetenklänge über die klangliche Vielfalt klassisch-romantischer Konzerte und Charakterstücke bis zum seidig-geschmeidigen Blue-Note-Sound von Gershwins berühmtem Summertime.

Programm

Georg Friedrich Händel
„Lift Up Your Heads“ aus dem „Messiah“, HWV 56
Bearbeitung für drei Trompeten und Orchester
John Baston
Konzert Nr. 2 D-Dur aus den „Six Concertos“ (1729)
Bearbeitung für Trompete und Orchester
Wolfgang Amadé Mozart
Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem Serail“, KV 384
Johann Nepomuk Hummel
Trompetenkonzert E-Dur (2./3.Satz)
Alexander Goedicke
Konzertetüde für Trompete und Orchester g-Moll, op. 49
Gioachino Rossini
Ouvertüre zu „Il turco in Italia“
George Gershwin
Somebody Loves Me
George Gershwin
Variationen über Gershwins „Summertime“ für Trompete und Orchester
Michel Legrand
„How Do You Keep the Music Playing“
Arrangement von Peter J. Lawrence

Mitwirkende

Constanze Fennel Moderation
Münchner Rundfunkorchester

Audio on demand: Online bis 22. November 2024

Keep the Music Playing!

Ein Streifzug durch die Welt der Trompete

Wäre der Titel nicht schon an die Orgel vergeben, könnte man die Trompete guten Gewissens als die „Königin der Instrumente“ bezeichnen. Ihre Ursprünge gehen zurück bis ins alte Ägypten, wo schon vor 3500 Jahren trompetenartige Instrumente, wenn auch in deutlich einfacherer Konstruktion als heute, zum Einsatz kamen. Mit ihrem durchdringenden Klang und ihren technischen Möglichkeiten wusste sich die Trompete von jeher solistisch zu behaupten, fügt sich aber auch hervorragend in den satten Sound eines Orchesters oder Ensembles ein. Ob Jazz, Brass, Musical oder Klassik: Die Trompete mischt überall mit!

Im Barock galt die Trompete als klingendes Herrschaftssymbol. Sie kam meist bei feierlichen, prunkvollen Anlässen zum Einsatz. Insofern scheint das Arrangement von Georg Friedrich Händels Chorstück Lift up Your Heads aus dem Messiah für gleich drei Trompeten und Orchester sehr stimmig: ein beschwingter Klangrausch mit viel barockem „Spirit“. Anders als Händel gehört der englische Komponist, Flötist und Cellist John Baston heute eher zu den unbekannten Barock-Größen. Sein zweites von sechs recht kurzen Blockflötenkonzerten führt, bearbeitet für Trompete, durch ein Panorama spätbarocker Gefühlswelten.

Es folgt ein Sprung mitten hinein in die Blütezeit der Klassik: In Wolfgang Amadé Mozarts Ouvertüre zur Entführung aus dem Serail ist die Trompete als eine von vielen stimmungsvollen Klangfarben eingesetzt. Als Verweis auf den Schauplatz dieses Singspiels im Osmanischen Reich dominieren hier starke Rhythmen und mitreißende Spielfreude, kontrastiert durch sehnsuchtsvoll-elegische Passagen. Meilensteine für die Trompete aber waren in dieser Zeit vor allem das Trompetenkonzert von Johann Nepomuk Hummel, aus dem heute der 2. und 3. Satz erklingen, und sein „Gegenstück“ von Joseph Haydn. Der Wiener Hoftrompeter Anton Weidinger hatte Ende des 18. Jahrhunderts die Naturtrompete erstmals mit einer Klappentechnik so aufgerüstet, dass sie auch chromatische Töne produzieren konnte. Er gab bei Hummel und Haydn zwei Konzerte in Auftrag, um diesen neuen Ausdrucksmöglichkeiten eine Bühne zu bieten und die Verkäufe anzukurbeln – es war der Beginn eines glanzvollen neuen Kapitels für die Trompete, auch wenn die Entwicklung der bis heute gängigen Ventiltrompete Weidingers Erfindung rasch überflügelte.

Wie Hummels Werk ist die Konzertetüde des russischen Komponisten Alexander Goedicke ein Originalwerk für Trompete und Orchester – und ein wahres romantisches Bravourstück! Rasant absolviert die Solotrompete hier Läufe, Repetitionen und Figurationen, darf im Mittelteil aber auch elegische Qualitäten beweisen. In Gioachino Rossinis Ouvertüre zu Il turco in Italia hören wir einmal mehr die – in diesem Fall romantisch grundierte – Vorliebe der Opern- und Konzertwelt der letzten Jahrhunderte für die künstlerische Auseinandersetzung mit orientalischen Welten – oder dem, was man dafür hielt.

Mit dem Blue-Note-Sound zweier Songs von George Gershwin und Michel Legrands How Do You Keep the Music Playing? endet die musikalische Reise im 20. Jahrhundert. Summertime, eigentlich eine Arie aus Gershwins Oper Porgy and Bess aus dem Jahr 1935, hat sich längst in Arrangements selbstständig gemacht, auch ohne Worte: ein unverwechselbares Charakterstück über das wunderbar träge Lebensgefühl der hitzegetränkten Jahreszeit. Auch Legrands Komposition ist seit ihrer Entstehung 1983 ein Welterfolg mit zeitlosem Sujet. Denn was die Trompete hier „singt“, ist eine zutiefst romantische Reflexion über die großen Themen des Lebens: Music & Love.

Anna Vogt

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Matthias Höfs stellt SOUNDS OF TRUMPET vor

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