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Spanien war das musikalische Sehnsuchtsland zahlreicher französischer Komponisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – man denke nur an Georges Bizets Oper Carmen oder Maurice Ravels Rhapsodie espagnole (1907) und seinen berühmten Boléro (1928). In Ravels erstem Bühnenwerk, der einaktigen musikalischen Komödie L’heure espagnole (Die spanische Stunde), die am 19. Mai 1911 in Paris uraufgeführt wurde, bediente er bereits jene iberische Mode mit einer in Toledo angesiedelten märchenhaft-komischen Handlung und einer sprechenden Musik voll von spanischem Lokalkolorit: Die kurze Oper schließt etwa mit einer feurigen Habanera. Die im Laden des Uhrmachermeisters Torquemada erklingenden Uhrwerke hat Ravel meisterhaft in seine Partitur eingearbeitet: das „Tick-Tack“ der Uhren, unterschiedlichste Glockenschläge oder mechanische Musikautomaten, die sich zur gerade angebrochenen vollen Stunde mit „Kuckucksrufen“ hören lassen – ein Kunstgriff, der vom Uraufführungspublikum mit Ablehnung quittiert wurde. Die Musikkritik sprach gar von „musikalischer Pornographie“ und diagnostizierte eine „mechanische Kälte“ Ravels überhaupt. Heute schätzt man gerade diesen filigranen Humor der Partitur, wenn auch die Oper nur selten auf der Bühne gezeigt wird – dafür ist sie vermutlich einfach zu kurz: Der Titel L’heure espagnole bezieht sich nämlich auch auf das rund eine Stunde dauernde Stück selbst.
Emmanuel Chabriers Rhapsodie für Orchester mit dem vielversprechenden Titel España war 1883 entstanden und in Paris uraufgeführt worden; der französische Komponist war noch ganz ein Musiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Musik verdankt sich einer Spanienreise, die Chabrier im Jahr zuvor unternommen hatte und auf der er sich viele originale Motive und Rhythmen notiert hatte. Die spanische Folklore ist stets präsent; neben den Melodien sind es vor allem die rhythmischen Motive und Bewegungsmuster, die im Zusammenspiel eine in der damaligen Kunstmusik ungekannte Komplexität erreichen. Ein mitreißendes Stück in rasantem tänzerischen Dreiertakt.
Eine konzertante Aufführung der beiden Werke fand am 24. April 2016 im Rahmen der „Sonntagskonzerte“ im Münchner Prinzregententheater statt und ist hiermit auf CD dokumentiert. Ravels Oper (in ihrer französischen Originalsprache) wird von jungen Solisten interpretiert, die allesamt Meister des französisch-spanischen Fachs sind; es begleitet das Münchner Rundfunkorchester unter Leitung von Asher Fisch.
Gaëlle Arquez, Mezzosopran – Concepción
Julien Behr, Tenor – Gonzalve
Mathias Vidal, Tenor – Torquemada
Alexandre Duhamel, Bariton – Ramiro
Lionel Lhote, Bariton – Don Inigo Gomez
Münchner Rundfunkorchester
Asher Fisch, Dirigent
BR-KLASSIK, 1 CD, 900317
Veröffentlichungstermin: 31.3.2017
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