Maurice Duruflés Schaffen als Komponist war von Zweifeln und Skrupeln geprägt, die musikalische Erfindung „die Frucht beharrlicher und mühsamer Arbeit“. Dies erklärt, warum sein Gesamtwerk geistlicher Orgel- und Vokalmusik nur 14 mit Opuszahl versehene Werke umfasst, die stark von der Gregorianik, der Spätromantik und dem französischen Impressionismus beeinflusst sind. Vor allem sein Requiem wurde allgemein berühmt: die Uraufführung 1947 gehörte zu den markantesten Ereignissen seiner Karriere, verhalf ihm zum Durchbruch als Komponist und machte den Namen Duruflé über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt.
Das Requiem ist eine in sich geschlossene, einheitliche und kontemplative Komposition: „Dieses Requiem basiert gänzlich auf Themen der gregorianischen Totenmesse. Manchmal habe ich den exakten Notentext übernommen, den die Orchesterpartie nur unterstützt oder kommentiert, an anderen Stellen dienten sie mir lediglich als Anregung oder ich habe mich sogar ganz von ihnen entfernt.“ In seinem Werk gelang es Duruflé, den Gregorianischen Choral mit barocker Polyphonie und einer farbenreichen Orchestrierung zu einer Einheit zu verschmelzen. Der spirituelle und verinnerlichte Charakter der Gesänge verbindet sich dabei harmonisch mit dem Personalstil des Komponisten. „Das Requiem ist oft dramatisch, aber auch von Resignation erfüllt, von Hoffnung, von Staunen, so wie die Worte der Heiligen Schrift selbst.“
Die ganz eigene Klanglichkeit der Kompositionen Ottorino Respighis verdankt sich der Mischung vielfältigster Elemente: dem französischen Impressionismus à la Debussy, der Orchestrierungskunst seines Lehrers Rimskij-Korsakow und der Tonsprache eines Richard Strauss; aber auch folkloristische und vor allem neoklassizistische Züge treten hervor. Deutlich früher als Strawinsky etwa machte Respighi die Musik früherer Jahrhunderte zur Grundlage des eigenen Schaffens; nachhaltige Wirkung hatte seine Beschäftigung mit dem Gregorianischen Choral: „Wie eine Sucht“ hatte ihn die Gregorianik ergriffen. Unzweifelhaft ist deren Einfluss auf seine Kunst sehr stark gewesen. In fast all seinen Werken nach 1920 ist der Niederschlag der gregorianischen Gesänge zu finden. Grund dafür, dass diese puristischen Melodien in Verbindung mit der Harmonik der Kirchentonarten eine große Faszination auf ihn ausübten, war auch ihr größtmöglicher Gegensatz zur überhitzten, chromatisch verfeinerten Harmonik der Veristen und Nach-Wagnerianer. Der Weg in die Atonalität kam für Respighi nie in Frage; im archaisch-herben Charakter der Gregorianik und der alten Weisen erkannte er indes ein innovatives Potenzial.
Eine konzertante Aufführung der beiden Werke fand am 17. März 2017 in der Münchner Herz-Jesu-Kirche statt und ist nun auf CD zu erleben.