Carl Heinrich Reinecke: Orchesterwerke Vol.1
Carl Reineckes 3. Symphonie wurde zum fulminanten Finale seiner Kapellmeister-Ära am Gewandhaus in Leipzig. Reinecke wehrte sich zwar verbal nie gegen die damaligen Vorwürfe des „Konventionellen Komponisten“ – im Gegenteil, er bestätigte die Kritiker. Er habe „nie die Verwegenheit gehabt“ sich „für ein bahnbrechendes Genie zu halten“. Doch musikalisch fegt er alle Klischees im Nu hinweg: Ohne sich mit einer langsamen Einleitung aufzuhalten, stürmt der Kopfsatz seines Opus 227 voran, voller Elan, mit trotzigen Akkordschlägen, angetrieben von synkopischen Rhythmen und vorübergehend lyrischen Nebengedanken Raum gebend. Und er bietet ein äußerst effektreiches Aufgebot der machtvollen Orchesterstimmen.
Mit sechs Aufführungen zwischen 1858 und 1892 war seine 1. Symphonie in A-Dur unter den drei Symphonien Reineckes die meistgespielte im Gewandhaus. Mit der langsamen Einleitung, die bruchlos ins erste Allegro führt, dem Mendelssohn und Schumann grüßenden Andante, einem robusten Scherzo, das ein wehmütig-zierliches Trio umrahmt und in der Coda schon das Klarinettensolo ankündigt, das ins Finale hineinleitet, setzte Reinecke das Werk in revidierter Version am 22. Oktober 1863 erneut aufs Gewandhausprogramm.
Mit seinem strahlend-prunkvollen Triumphmarsch op. 110 zeigt der Meister großdimensionierter Symphonien und Opern, virtuoser Instrumentalkonzerte, feinsinniger Klavier- und Kammermusik sowie warmherzig-verspielter Kinderkompositionen, dass er auch gattungs- und anlassgemäß Pomp und Oberflächenglanz auftragen kann und „feurig und festlich“ ein Vierminutenfeuerwerk blechbläsergesättigter Orchester-Opulenz zünden kann.
Symphonie Nr. 1 A-Dur, op. 79
Symphonie Nr. 3 g-Moll, op. 227
Ouvertüre, Romanze & Vorspiel zum 5. Akt aus „König Manfred“, op. 93
Triumphmarsch, op. 110
Münchner Rundfunkorchester
Henry Raudales, Violine und Leitung
Mai 2020
1 CD, cpo 6100112