Bei wem hatten Sie ersten Unterricht?
Anfangs hatte ich einen organisierten Unterricht über den Musikverein. Mein erster professioneller Posaunenlehrer spielte im Stadttheater Trier und unterrichtete an der Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich. Er war eigentlich ausschlaggebend für meinen späteren Berufswunsch, Posaunist zu werden. Wir spielten viel Posaunenquartett, und er nahm mich schon früh zu Meisterkursen von renommierten Professoren mit. Später stellte er auch die Verbindung zur Aachener Abteilung der Musikhochschule Köln her, wo ich parallel zum letzten Schuljahr Jungstudent war.
Wann haben Sie das erste Mal in einem Symphonieorchester gespielt?
Ich habe mit 17 Jahren einmal im Philharmonischen Orchester von Sofia ausgeholfen, das in Rheinland-Pfalz auf Tournee war und für ein Konzert Posaunen benötigte. Später war ich Mitglied in vielen Jugendorchestern. Unter anderem habe ich in der Jungen Deutschen Philharmonie, im Schleswig-Holstein Festival Orchestra und im Weltjugendorchester gespielt. Auf diese Weise war ich einmal in einem einzigen Jahr über fünf Monate auf Reisen. Und im Bundesjugendorchester habe ich dann sogar meine Frau kennengelernt, die dort Bratsche gespielt hat.
Nach der Zeit als Jungstudent sowie acht Semestern Hauptstudium wechselten sie von Aachen an die Musikhochschule in München.
Ja, ich hatte ein Stipendium bei der Karajan-Stiftung in Berlin, war somit Akademist der Berliner Philharmoniker. Deren damaliger Soloposaunist Wolfram Arndt hatte zu der Zeit schon eine Professur in München. Ich erhielt also Unterricht in Berlin, legte mein Examen aber in München ab. Es war sehr schön, Berlin und die dortige Orchesterkultur kennenzulernen. Ich habe unglaublich viele Konzerte angehört. Die Stipendiaten hatten kostenfreien Zutritt zu den Veranstaltungen der Berliner Philharmoniker. Stehplatzkarten konnte man auch für die anderen Konzerte bekommen, sodass man die Möglichkeit hatte, Klangkörper wie das Chicago Symphony Orchestra oder die Wiener Philharmoniker live zu hören.
Wie waren dann die geografischen Koordinaten während Ihres Aufbaustudiums in Hannover?
In dieser Zeit habe ich ja bereits in Berlin gewohnt. Ich hatte damals eine Stelle als Soloposaunist im Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt (Oder), das ein reines Symphonieorchester und das einzige A-Orchester im Land Brandenburg ist. Tourneen ins europäische Ausland und auch nach Japan sind eine schöne Erinnerung an diese Zeit.
Nachdem Sie Erfahrungen im Brandenburgischen Staatsorchester sowie als Aushilfe in ganz unterschiedlichen Klangkörpern wie den Bamberger Symphonikern und den Sankt Petersburger Philharmonikern gesammelt hatten, wechselten Sie 2003 als Stellvertretender Soloposaunist zum Münchner Rundfunkorchester. Wie ergab sich das?
Eigentlich war ein Rundfunkorchester schon immer mein Ziel, weil ich die damit verbundene Arbeitsweise und die Aufnahmetätigkeit im Studio sehr interessant finde. Da man nicht jeden Abend eine Vorstellung hat, ist es aus meiner Sicht auch sehr familienfreundlich. Das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern war mir schon von früher sehr vertraut, da die Blechbläser von dort viel für die Jugendförderung in Rheinland-Pfalz getan haben und ich auch ein paar Mal dort aushelfen durfte. Als dann die stellvertretende Soloposaune im Münchner Rundfunkorchester ausgeschrieben war, habe ich mich auf die Stelle beworben und sie nach erfolgreichem Probespiel glücklicherweise auch bekommen. Ich bin heute immer noch froh, in diesem sympathischen, vielseitigen Orchester spielen zu dürfen.
2007 avancierten Sie zum Soloposaunisten des Münchner Rundfunkorchesters, was nochmal eine neue Herausforderung bedeutete. Hervorzuheben ist auch Ihr Auftritt 2017 als Solist in der Reihe Mittwochs um halb acht mit dem Posaunenkonzert von Georg Christoph Wagenseil. Wie fühlt es sich an, als Solist vor dem eigenen Orchester zu stehen?
Das ist schon etwas Besonderes. Als Posaunist hat man nicht so oft wie in anderen Instrumentengruppen die Gelegenheit, solistisch aufzutreten. In der Geschichte der Berliner Philharmoniker stand tatsächlich erst Anfang der 2000er Jahre das erste Mal ein Konzert für Posaune mit Orchester auf dem Programm – nämlich das Konzert von Luciano Berio mit Christian Lindberg als Solist. Jedenfalls habe ich mich sehr gefreut, als ich für das Konzert von Wagenseil angefragt wurde. Das Werk stellt eines der ersten Konzerte der Wiener Klassik dar, die es für Posaune gibt, und ist für die etwas höhere Altposaune bestimmt.
In einer früheren Broschüre des Münchner Rundfunkorchesters zur Reihe Klassik zum Staunen sind zwei Ihrer drei Kinder mit Instrumenten abgebildet.
Ja, meine beiden Töchter spielen Geige, und mein Sohn spielt Horn. Im Rahmen des Projekts Klasse Klassik, bei dem bayerische Schulorchester und -chöre mit Mitgliedern des Rundfunkorchesters auftreten, werde ich demnächst [8. März 2020, Philharmonie im Gasteig] gemeinsam mit zweien von ihnen in Orffs Carmina Burana mitwirken: Mein Sohn ist im Orchester dabei − und eine meiner Töchter im Chor des Pestalozzi-Gymnasiums. Auch bei den anderen Angeboten des Rundfunkorchesters für Kinder und Jugendliche bin ich immer wieder aktiv, da ich sehr gerne mit Jugendlichen arbeite. Bei den Schulbesuchen kommt die Posaune super an, weil sie schön laut ist und der Zug am Instrument das Interesse der Kinder weckt. Meistens nehme ich eine Posaune mit, auf der sie probieren können, ob sie einen Ton herauskriegen. Oft sind die Kinder so begeistert, dass sie nicht aufhören möchten.
Welche musikalischen Aktivitäten pflegen Sie neben dem Orchester?
Da gibt es zum einen das Moreas-Trio, in dem ich mit zwei Kollegen aus dem Rundfunkorchester musiziere: Schlagzeuger Andreas Moser am Vibrafon und Albert Frasch am Kontrabass. Wir spielen Arrangements von Andreas Moser, dem das Ensemble auch seinen Namen verdankt [Mo(ser)-(And-)reas], und sind unter anderem schon in Konzerten des Freundeskreises des Rundfunkorchesters aufgetreten. Zum anderen bin ich inzwischen im zweiten Jahr Lehrbeauftragter für Posaune am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg. So beschäftige ich mich auch wieder intensiv mit der Sololiteratur, wenn ich die Studierenden auf ihre Vorspiele vorbereite. Das Wichtigste ist, dass jeder das Beste aus sich herausholt. Begabung kann viele Facetten haben, und es macht mir Spaß, jeden in seiner Persönlichkeit zu unterstützen. Ich versuche die jungen Leute zu fördern und Ihnen möglichst viel anzubieten, zum Beispiel auch Workshops mit renommierten externen Posaunisten.
Was tun Sie in Ihrer Freizeit, um ein wenig abzuschalten?
Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Kindern und deren Hobbies − Basketball, Geige, Horn und Klavier. Auch „Hausmusik“ gehört dazu. Außerdem spiele ich gelegentlich Tischtennis in der hiesigen Firmen- und Behördenrunde. In der Stadt fahre ich gerne das ganze Jahr über mit dem Fahrrad, was ich als das beste Verkehrsmittel in München ansehe.
Aus dem Programmheft zum 2. Paradisi gloria 2019/2020 am 14. Februar 2020