Joseph Beer war Anfang der 1930er-Jahre ein Shooting Star der Operette. Und mit seiner Polnischen Hochzeit stand ihm der ganz große Durchbruch bevor. Doch die Nazi-Herrschaft bedeutete einen tragischen Einschnitt und letztlich das Ende für seine internationale Karriere. Fritz Löhner-Beda, der Librettist von Paul Abraham, hatte ihn unter seine Fittiche genommen und protegierte ihn nach Kräften. Mit Abraham hat Beer denn auch viel gemeinsam, die jüdischen Wurzeln, den nervösen Charakter, vor allem aber die freche Stilmischung von Folklore und Jazz. Alle Merkmale der Gattung sind bei ihm in gedrängter Form noch einmal vereint. Folkloristische Buffoduette in der Art Kálmáns stehen neben opernhaften Finali à la Lehár und abrahamschen Tanzschlagern von rhythmischer Prägnanz. „Überraschungen auf dem Gebiete der Operette sind selten geworden. Die Erfolge der letzten Jahre sind an einige Namen geknüpft, die man an den Fingern einer Hand aufzählen kann. Und nun kommt plötzlich ein junger Mann von 24 Jahren, Joseph Beer, und legt ein Werk vor, das von außerordentlichem musikalischen Reiz ist, reichhaltig und persönlich in der Erfindung, sicher in der Durchführung und köstlich klingend in der Instrumentation“, schrieb 1934 eine österreichische Zeitschrift. Nur wenige Monate vorher war Giuditta, das letzte Werk des beinahe 40 Jahre älteren Franz Lehár, an der Wiener Staatsoper uraufgeführt worden – der krönende Abschluss einer Operettenepoche, die sich spürbar dem Ende zuneigte. Die Zeit war also reif für einen Generationswechsel. Und Joseph Beer schien der geeignete Komponist dafür zu sein.
Martina Rüping
Susanne Bernhard
Florence Losseau
Nikolai Schukoff
Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Münchner Rundfunkorchester
Ulf Schirmer, Leitung
Koproduktion mit BR-Klassik im November 2015